Stärke zeigen

Heute hatte ich mal wieder eine Video-Konferenz. Nichts außergewöhnliches im Homeoffice zu Lockdown-Zeiten. Wir waren eine kleine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen, das Thema war semi-interessant. Habt ihr euch auch schon dabei ertappt, dass ihr die Wohnungen der anderen inspiziert, wenn nicht gerade ein nerviges, ultra-hippes Hintergrundbild eingeblendet ist? Naja, eine Kollegin hat bei mir die Wodka-Flasche entdeckt – das Highlight der Konferenz. Und nein, sie haben mir nicht geglaubt, dass der Sprit fürs Nähen gebraucht wird. Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Zumindest habe ich jetzt einen Freifahrtschein für die nächste Weihnachtsfeier…

Für was also brauche ich den Alkohol?  Stärken ist das Stichwort. ich rate euch wirklich, eure Patches vor dem Nähen zu stärken. Zum einen liegen sie einfach besser unter der Nähmaschine, zum anderen verziehen sie sich nicht so sehr. Eine Schnittkante quer zum Fadenlauf dehnt sich sehr gerne. Ich habe auch den Eindruck, dass gestärkte Blockteile nicht so sehr ausfransen. Doch wie immer bei unserem Hobby: viele Wege führen nach Rom und es gibt keine Quilt-Polizei. Deshalb hier eine kleine Übersicht über die Wäschestärken, die ich ausprobiert habe. Den Drink gibt’s zum Schluss.

Reisbrei

Henrik von herrschaften-mueller hat ein ganz tolles Video auf Youtube, in dem er Sprühstärke selber macht und sich gleichzeitig einen Reisbrei als Nachtisch kocht. Das geht natürlich auch, aber Reisbrei muss man mögen. Ohne Reste erhält man Wäschestärke, indem man Speisestärke – aus Kartoffel, Mais oder Reis – in Wasser aufkocht, das ganze abseiht, abkühlen lässt und in eine Sprühflasche umfüllt. Einfach und sehr kostengünstig.

Trotzdem nicht mein Favorit. Ich bin ungeduldig und habe schon eine Sprühflasche aus Kunststoff geschmolzen, weil die Flüssigkeit noch zu heiß war. Außerdem hält diese Stärke nicht lange. Ca. drei Tage ist sie im Kühlschrank haltbar, dann muss man wieder neu kochen. Also doch die hochprozentige Lösung!

Wodka, Korn und Kartoffelschnaps

Das Geheimnis ist das Getreide, das für Wodka und Korn verwendet werden. Manchmal sind es auch Kartoffel, auf jeden Fall ist die Ausgangsbasis kohlehydrathaltig. Die Stärke ist also gleich wie beim Reisbrei, nur hat der Alkohol zwei für mich wichtige Vorteile: Erstens verdunstet er bei Hitze sehr schnell, das heißt das Bügeln geht schneller und zweitens konserviert er die Stärke. Wer also vom Opa noch eine Flasche Doppelkorn im Schrank findet und sie nicht selbst trinken will, fürs Patchworken ist das allemal noch gut. Theoretisch ginge auch Whiskey, aber der wird kostenmäßig vom Wodka unterboten. Denn es kommt ja nicht auf Geschmack und Marke an. Auch wenn es an der Kasse etwas peinlich sein könnte, kaufe ich den billigsten Fusel, den ich finde. Schließlich ist der Ruf erst ruiniert, lebst sich’s gänzlich ungeniert.

Für unsere Zwecke muss der Bommerlunder auch nicht eisgekühlt sein, verdünnt kann er sehr wohl werden. Ich nehme ein Mischungsverhältnis 1 Teil Wodka und 2 Teile destilliertes Wasser. In die Sprühflasche damit und ab zum Bügeleisen. Übrigens: Für Applikationen fülle ich die Mischung in ein kleines Schälchen und trage die Flüssigkeit mit einem Pinsel auf die Nahtzugabe auf. Einmal umgebügelt, bleibt sie, wo sie sein muss. 

 

Ich hoffe, meine kleine feuchtfröhliche Stärketour hat euch gefallen. Bis bald!