Es gibt kaum etwas individuelleres als Quilten. Gib zehn Quiltern dasselbe Blockmuster und du erhältst 12 unterschiedliche Blöcke zurück. Was der Reiz von Quilting-Bees ist (Gruppen in denen Blöcke getauscht werden) oder die Kreativität einer Quilter-Gruppe ausmacht, kann technisch zur Herausforderung werden.

Ist nämlich im Vorfeld nicht allen klar, mit welcher Nahtzugabe genäht werden soll, können die Blöcke in ihren Außenmaßen erheblich differieren. Dazu kommen individuelle Abweichungen und Ungenauigkeiten, die immer wieder beim Patchen entstehen können. Was aber machen, wenn die unterschiedlichen Blöcke in einem gemeinsamen Quilttop verwendet werden sollen? Eine Möglichkeit ist es, die Differenzen durch das Sashing auszugleichen, das sind die senkrechten und waagrechten Streifen zwischen den Blöcken. Das sieht im Endergebnis so aus:

Die Streifen werden rundum angenäht und alle fertigen Blöcke auf gleiche Größe getrimmt.

Wie geht’s?

Als erstes muss der einzelne Block begradigt werden. Das hier verwendete Blockmuster zeigt ein Haus, das von allen Quiltern genutzt wurde. Ziel war es, den Randstreifen mit den Kreuzungspunkten der Giebel/Dachschrägen beginnen zu lassen.

Normalerweise wird zwischen zwei Blöcken ein Sashing, ein Streifen eingefügt. Hier sind es zwei, da jeder Block individuell umrahmt wird. Um das Zuschneiden zu vereinfachen, wird ein „Endlos“-Streifen mit der halben Breite des geplanten Sashing plus 2 x Nahtzugabe + einer Ausgleichszugabe zugeschnitten. Der Ausgleich muss größer sein als die größte Differenz der einzelnen Blöcke. Sicherheitshalber hier großzügig sein.

Der erste Streifen wird bündig an der Ecke angelegt und bis zur Mitte des Blocks angenäht. Die Naht verriegeln. Den Streifen öffnen, Nahtzugabe bügeln. Den Streifen mit einem Überstand abschneiden. Der Überstand kann ermittelt werden, indem der Streifen im 45 Grad Winkel abgeknickt wird. Mit etwas Zugabe den Streifen abschneiden.

Der zweite Streifen wird an der gleichen Startecke an den ersten Streifen und fortlaufend an die Blockkante angesetzt und endet am Ende des Blocks. Den „Endlos“-Streifen bündig zur Blockkante abschneiden. Die restlichen Seiten des Blocks reihum mit Streifen versehen.

Jetzt kann die noch offene Kante des ersten Streifens geschlossen werden. Die Naht geht bis zum Ende des Blocks sowie über die Kante des letzten Streifens.

Das halbe Sashing „läuft“ jetzt rund um den Block. Sind alle Blöcke mit Streifen versehen, werden sie auf die gleiche Kantenlänge gebracht. Die Größenunterschiede der Blöcke sind damit zwar nicht verschwunden, die Blöcke sind aber zumindest innerhalb ihres neuen Quadrats zentriert. Um das Zuschneiden zu erleichtern, habe ich mir aus Klarsichtfolie ein Hilfsmittel gerichtet.

Das gestreifte Washi-Tape zeigt die neue Blockkante. Die blaue Linie auf der Folie gibt die Diagonalen an und wird an den Ecken des Ursprungblocks ausgerichtet. Durch die mit einem Bürolocher gestanzten Löcher kann die Folie auf den Blöcken mit Stecknadeln fixiert werden. Rundum die Streifen trimmen – fertig.

Wer hat’s erraten? Ja, das sind T-Nähte, wie ich sie in meinem Beitrag „Treffen sich zwei Nähte…“ vorgestellt habe. Der Quilt ist übrigens ein Projekt der Saalbach Quilter Heidelsheim.