Alles hat ein Ende und nicht nur die Wurst hat zwei. Auch die Fläche von Stoff oder Vlies ist begrenzt. 1,10 m oder 1,40 m Breite, manchmal auch 1,50 m sind die gängigsten Maße für Stoff. Natürlich gibt es überbreite Rückseitenstoffe, die gewaltige 2,70 m Breite haben, aber auch entsprechend teuer sind. Schließlich muss man z.B. 1,70 m kaufen, um einen Quilt mit 1,50 x 200 ohne Naht zu erhalten. Vielleicht positiver Nebeneffekt dabei: 1,70 x 0,50 m für die Stoffsammlung… Vlies wird oft nach amerikanischen Bettmaßen angeboten oder ist auch 1,50 m breit, wenn es von der Rolle kommt. Was aber tun, wenn die eigene Kreativität und damit das Quiltprojekt diesen Rahmen sprengt?

Dann muss man stückeln. Aber wie? Hier macht es einen Unterschied, ob Rückseitenstoff oder Vlies ergänzt werden muss. Schließlich ist die Naht auf der Rückseite sichtbar, vor allem, wenn ein Uni zum Einsatz kommt. Es sieht sicher besser aus, wenn die Naht in der Mitte verläuft. Bei einem Wandquilt hingegen ist das wieder egal. Es kommt also mal wieder darauf an….

Eine Alternative zum gleichfarbigen Puzzle ist, verschiedenfarbige Stoffe zu einer Rückseite zusammenzusetzen. Diese Vorgehensweise ist auch die Rettung, wenn man zu wenig Rückseitenstoff gekauft hat oder Reste verwerten will. Hier kann man wieder kreativ sein, sollte aber bedenken, dass zu viele Nähte unvorteilhaft sind. Der Rückseitenstoff muss den Quilt stabilisieren, da das Top sich durch die vielen Nähte leicht verzieht.

Eine mathematisch anspruchsvolle Lösung habe ich bei Jinny Beyer gefunden: das Diagonal-Backing-Worksheet basiert auf der Formel von flynnquilt.com. Der Trick dabei ist, dass ein genügend langes Stoffstück diagonal geteilt wird. Wie lange dieses Stoffstück sein muss, kann man mit Hilfe der pdf-Datei errechnen. Durch Verschieben der Dreiecke entlang der Diagonalen entsteht ein Rechteck, das breiter ist als die eigentliche Stoffbahn.

Das Zuschneiden ist aber anspruchsvoll. Wer ein Wohnzimmer mit einer entsprechend großen freien Bodenfläche hat, kann den Stoff auslegen und diagonal falten. Die Faltlinie mit den Fingern fest „bügeln“ und mit Schneidelineal und Rollschneider trennen. Schneideunterlagen nicht vergessen!

Vorteil: Die Naht verläuft symmetrisch und teilt die Rückseite gleichmäßig.

Wenn man Vlies zusammensetzen muss, ist die Lage der Naht optisch nicht wichtig. Vlies kann im Falz mit der Schere geschnitten werden. Die Schnittkante sollte gerade sein, da hier die beiden Teile aneinandergesetzt und nicht mit Nahtzugabe verbunden werden. Durch das Verschieben passen eventuelle „Kurven“ nicht mehr aneinander.

Ein Beispiel zeigt den Unterschied: Die Zielgröße des Quilts ist 2,00 x 1,50 m (blau). Das Vlies muss eine Länge von 2,20 und eine Breite von 1,70 m haben, damit es ausreichend über das Top reicht.

Ansetzen: Ist das Vlies nun 1,40 breit, müssen 30 cm in der Breite angesetzt werden (rot). Doch diese 30 cm sind nur 1,40 lang, es fehlen auf der Längsseite weitere 30 x 80 cm (gelb). Es müssen zwei Rechtecke angesetzt werden: eines 1,40 x 0,30 sowie 0,80 x 0,30 m. Insgesamt braucht es also 2,80 m x 1,40 m. Nachteil: Es müssen zwei kleine Rechtecke angesetzt werden.

Diagonalverfahren: Rechnet man den Vliesbedarf mit Hilfe der Formel von Jinny Beyer, kommt man auf die gleiche Länge: 2,80 m (orange). Es gibt aber nur eine, wenn auch lange Naht. Übrig bleiben zwei kleine Dreiecke.

Fazit: Beim Ansetzen von Vlies entscheidet der Aufwand beim Zuschneiden, beim Rückseitenstoff, welcher Verlauf der Naht gewünscht wird oder vermieden werden soll.

Wie so oft beim Quilten führen viele Wege nach Rom. Ihr müsst euch nicht an irgendwelche Quiltregeln anpassen, macht das Quilten für euch passend!