Wie wenn Weihnachten auf Ostern fällt und gleichzeitig Geburtstag ist: so fühle ich mich zurzeit, sobald ich die Tür zu meinem Nähzimmer öffne. Denn da steht er nun, funktionsfähig, fertig und wunderschön. Der beste aller Männer hat mir einen Rahmen für Free Motion Quilting gebaut und mir damit einen Traum erfüllt.

Auf meiner ersten Nadelwelt 2017 in Karlsruhe stand ich fasziniert vor den zahlreichen Longarm Quiltmaschinen von Bernina, Handi Quilter und Grace Company. Gleichzeitig war es frustrierend, welche Preise für diese Wundermaschinen aufgerufen wurden. Jenseits aller meiner finanziellen Möglichkeiten. Deshalb habe ich nach einer Alternativen gesucht und Schritt für Schritt umgesetzt.

Als erstes habe ich mir die Nähmaschine mit der größten Nähfläche gekauft, die der Markt hergibt. „Ganze 34 Zentimeter Freiraum bietet die JANOME M7 rechts der Nadel“ steht in der Produktbeschreibung. Das war mir wichtiger als der Stichregulator BSR von Bernina. Schon beim Quilten ohne Rahmen hat sich der große Bewegungsfreiraum bewährt. Die M7 hat zwar auch eine Menge Geld gekostet, lag aber zum einen deutlich unter dem Preis der Longarm-Maschinen und ist zum anderen auch eine „normale“ Nähmaschine. Ich habe mir also eine leistungsfähige Nähmaschine mit Option zum Longarm-Quilten geleistet. Und ich bin echt zufrieden mit ihr.

Auf einer der nächsten Nadelwelten hat mich dann mein liebster Handwerker, Entwickler, Haus- und Hof-DIY-Ingenieur begleitet. Er hat sich die Funktionsweise der angebotenen Rahmen angesehen und sich zuhause an die Planung gemacht. Alu-Profile, wie sie auch Bernina verwendet, bieten sich für ein DIY an, da sie erschwinglich und stabil sind sowie ohne Schweißarbeiten verbunden werden können. Für das Aufrollen der Stoffe haben wir Gardinenstangen gewählt, weil sie zum einen mit einer Länge von 2,60 m in jedem Baumarkt zu finden sind und zum anderen eine Nut haben, mit deren Hilfe man die „Cloth Leaders“ an der Stange fixieren kann. Diese Stoffstreifen bleiben an der Stange und der Quiltstoff wird daran befestigt. Ich habe mir teilbare Leader genäht. Durch den Reißverschluss kann ich den Quiltstoff mit der Nähmaschine auf den Leader heften und dann mit Hilfe des Reißverschlusses am Rahmen anbringen. Das ist einfacher als das Heften mit Stecknadeln und hat den Vorteil, dass man nicht an den Nadeln hängen bleibt und der Stoff genau ausgerichtet werden kann.

Die größte Herausforderung bei der Planung waren die Teile, für die wir nicht auf Standardware zurückgreifen konnten. Hier hat ein Hobby-Cross-Over Abhilfe gebracht: der 3D-Drucker kam zum Einsatz. Vor allem für die Aufnahmen der Stangen auf dem Rahmen und die damit verbundenen Rückschlagbremsen hat es einiges an Gehirnschmalz und Probedrucke gebraucht. Der Entwurf und die CAD-Umsetzung ist eine Wissenschaft für sich oder eben ein eigenständiges Hobby. Auch die Auflagen der Räder, auf denen die beiden Schlitten laufen, sind selbstgedruckt. Dazu kommen diverse Sicherungen für den Tisch und „Bremsklötze“, die den Auslauf der Schlitten begrenzen. Damit kann z.B. eine Gerade gequiltet werden, da sich die Maschine nur noch von rechts nach links bewegen lässt und sie nicht nach hinten oder vorne ausweichen kann.

Die Konstruktion der Führung war nicht so einfach. Zuerst haben wir die Handgriffe direkt an den Kopf der Maschine angebracht, das erwies sich aber als suboptimal. Jetzt sind die Handgriffe über Aluprofile mit dem Schlitten verbunden. Am rechten Handgriff ist das Steuerelement des Stitch Regulators angebracht, der von Gracy Company als Zubehör verkauft wird und das Fußpedal ersetzt. Mit Rollen unter dem Schlitten wird die Bewegung und Geschwindigkeit der Maschine aufgenommen und die Stichgeschwindigkeit angepasst. Die Nähmaschine lässt sich auf Knopfdruck starten und anhalten, ohne dass man den Handgriff loslassen muss.

Quilten mit Pantograf ist auch möglich. Der Papierstreifen mit der Musterlinie liegt bei mir vor der Maschine. Der Laserpointer ist zwischen den Handgriffen befestigt. Nachteil: Mein Kater liebt mich nicht mehr, weil ich sein Spielzeug geklaut habe…

Insgesamt haben die Materialien ca. 650,- Euro gekostet, die Nähmaschine war ca. 3500,- Euro teuer, der Stich-Regulator hat mit 690,- Euro zu Buche geschlagen. Natürlich ist der Quiltbereich lange nicht so groß wie bei einer Longarm-Maschine – es sind ca. 25 cm. Der Vorteil bei diesem DIY-Projekt war, dass alle meine Wünsche berücksichtigt werden konnten. So ist der Rahmen in der Höhe variabel: er liegt auf meinem Arbeitstisch auf, den ich elektrisch verstellen kann. Er ist zerlegbar, sodass ich mit dem knappen Platz in meinem Nähzimmer gut zurechtkomme.

Alles in allem: ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Und jetzt heißt es Üben, Üben, Üben. Ich habe viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Und irgendwann werden die Ergebnisse hoffentlich auch so sein, wie ich sie mir heute schon vorstelle. Bis dahin ist der Weg das Ziel.

 

Happy Quilting!

Hier die Maße in der Übersicht:

Nähmaschine:         JANOME Continental M7 Professional
Durchlass:                34,3 cm (13,5 Inch), Höhe 14 cm (5,5 Inch)
Stichregulator:       Sure Stitch Regulator von Grace Company
Rahmenbreite:       2,60 m
Quiltbreite:              ca. 2,40 m
Quilttiefe:                 ca. 25 cm