Heute geht es um die Wahl des Quilt Rückseitenstoffs, der traditionell ein Baumwollstoff ist, analog der Vorderseite. Bevor ich jedoch Patchwork und Quilten im Internet gefunden habe, wäre ich nie auf die Idee gekommen, eine flache, glatte Decke mit auf die Couch zu nehmen. Ein Teppich, wie es hier im Badischen wirklich heißt, muss doch anschmiegsam, weich und warm sein. Deshalb gibt es auch in allen Möbel- und Dekorläden diese Wohn- oder Heimdecken, meist in Felloptik, von weißlockig bis leopardenkurzhaarig. Dazu kommen noch die sehr viel billigeren Fleecedecken in allen möglichen Farben, sogar in grellgrün habe ich sie schon gesehen. Vielleicht weil sie uns an die Teddybären unserer Kindheit erinnern, fühlen wir uns schon beim Anblick der flauschigen Oberfläche wohl.

Früher, als manches gut, aber nicht alles besser war, gab es sehr wohl Decken aus Baumwolle. Meine Oma liebte es, Decken aus vielen kleinen Quadraten zu häckeln. Sie waren bunt, trotz der Löcher warm, aber sehr schwer.  Sie passen auch heute noch wunderbar zum Boho-Stil, wer es lieber nordisch-klar im Wohnzimmer mag, kann damit bestimmt weniger anfangen. Häckeldecken, einfarbig in wollweiß oder grau sind hier denkbar. Cool finde ich diese Riesenwolle, die man mit den Händen häckelt. Aber da das ist ja schnell gemacht, also nichts für mich. Bei mir ist auch der Weg das Ziel und der sollte doch nicht im Eiltempo gegangen werden. Quilten ist schon etwas mehr für den langen Atem.

Aber gibt es Quilts mit Kuschelfaktor? Es kommt darauf an. Diese Juristenweisheit bezieht sich vor allem auf das verwendete Vlies. Eine handgequiltete Decke mit hochbauschigem Polyester-Vlies kann schon die Anmutung eines Federbettes haben. Die sind heute auch meistens quadratisch abgesteppt, damit sich die Füllung nicht an den Füßen ballt. So kann sich auch ein Quilt anfühlen, wenn die Nähte in großem Abstand gesetzt sind und kein zierliches Muster bilden. Hier steht dann das Patchwork im Vordergrund, das Quilten ist mehr Mittel zum Zweck und hält die drei Teile Top, Vlies und Rückseite zusammen.

Esther Miller hat für ihren aktuellen Youtube-Kanal das Motto: Quilten ist mehr als das Zusammennähen von drei Schichten. Und ich sehe das auch so. Quilten ist die größte Herausforderung bei der Herstellung eines Quilts, nicht nur die Umsetzung, sondern auch und vor allem die Planung des Musters. Und da das in einem bauschigen Vlies untergeht, sollte man hier ein traditionelles Vlies, also Baumwolle, Wolle oder Seide verwenden. Aber die sind ja so dünn! Das kann doch nicht gemütlich sein!

Ich habe folgenden Kompromiss gefunden: Ich quilte das Top auf ein Baumwollvlies ohne einen Rückseitenstoff mitzufassen. Hier kann ich mich kleinteilig austoben. Dann ergänze ich das Werkstück mit einem Doubleface-Fleece und quilte alle drei Lagen mit größerem Abstand. Damit wird beides erreicht: Ein schönes Quiltmuster und garantiertes Kuscheln auf der Couch.

Update: Ich habe inzwischen gelernt, dass es sehr gute Gründe gegen die Verwendung von Fleecestoffen gibt. Egal ob Double-Face oder Wellness-Fleece, Ausgangsbasis für diese Stoffe sind immer Kunststofffasern. Und die sind nicht nur in der Herstellung problematisch für die Umwelt, sie geben auch bei jedem Waschen Kunststoff-Mikroteilchen ins Wasser ab. Sie können auch meistens in den Kläranlagen nicht abgefischt werden. Deshalb gelobe ich Besserung und werde meinen nächsten Kuschelquilt mit Baumwollflanell auf der Rückseite nähen. Es bleibt spannend!