Na, wie oft habt ihr schon aufgetrennt? Ich hatte eigentlich nicht vor, Expertin im Trennen von Nähten zu werden. Ich wollte doch einfach nähen, einmal richtig und endgültig. Naja, ich bin weder Meister noch vom Himmel gefallen und Übungsstücke gibt’s genug.

Regelmäßig mindestens zwei Anläufe brauche ich, wenn sich in einem Block die Teile nicht so zusammensetzen lassen, wie ich es mir vorstelle. XY unbekannt, was nun? Ja, X gibt es beim Patchworken, Y auch, Z nicht, dafür T. Wie bitte?

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Also: im Regelfall lässt sich jeder Block so zerlegen, dass die Reihenfolge, wie die Teile zusammengesetzt werden (1.-12.), durchgängige Nähte mit X-Kreuzungen bildet. Die Nähte treffen wie ein X aufeinander, oft im rechten Winkel, aber nicht immer. Die letzte Naht geht immer durch. Hier kann über die Nahtzugabe genäht werden, weil kein „Richtungswechsel“ nötig ist. Das schaffe sogar ich im Erstversuch.

Was aber, wenn eine Naht plötzlich an einer Quernaht endet, wie eine Vorfahrt-Achten-Staße, die auf eine Hauptstraße trifft? Es gibt solche T-Kreuzungen nicht nur um Straßenverkehr, sondern auch in Patchwork-Blöcken, zum Beispiel wenn Rechtecke versetzt genäht werden sollen. Wie bringe ich diese Flächen zusammen? Natürlich könnte ich dieses Muster auch aus neun Quadraten nähen. Dann wären die T-Kreuzungen weg, der Block verlöre aber extrem an Wirkung.

Normalerweise geht die Naht einfach über die ganze Länge der Stoffkante weg. Hier aber nähe ich nur einen Teil der Naht von Teil A und Teil B, nicht bis zum Ende (1.). Jetzt wird Patch C an B angefügt (2.) und erst dann die erste Naht komplettiert (3.). Fall gelöst. Leider vergesse ich das immer und nähe erstmal ungebremst bis an die Kante. Der Fadentrenner ist mein bester Freund.

 

Jetzt noch zur Königsklasse der Nahtkreuzungen: Y. Hier ist der Buchstabe Programm. Drei Nähte treffen sich in einem Punkt, keine geht in gerader Linie weiter. Was nun? Manchmal lassen sich die Y-Nähte auch durch Überarbeiten des Blocks vermeiden (s. neue Schnittlinie in rot). Damit werden die Teile aber kleiner und der Block ist lange nicht mehr so elegant.

Wie löse ich die Herausforderung mit der Nähmaschine? Die Nahtzugabe darf am Kreuzungspunkt nicht zusammengenäht werden, damit der dritte Patch eingefügt werden kann. Start- und Endpunkt der Naht kennzeichne ich deshalb auf der Stoffrückseite. Zur Sicherheit setze ich eine Nadel, die auf beiden Stoffteilen die Endpunkte durchsticht. Wichtig: Nahtanfang und -ende verriegeln. Jetzt lässt sich die Nahtzugabe im Schnittpunkt des Y problemlos öffnen. Die beiden Nähte zum dritten Stoffstücks werden genau so gesetzt. 

Es gilt: Probieren geht über Studieren. Und wenn’s beim ersten Mal nicht funktioniert, nicht zum Ärgern, nur zur Übung. Und jeder meiner Fehlversuch dient nur dazu, dass ich irgendwann absolute Trennungsspezialistin bin 😉 Euch viel Erfolg!